Betriebsratswahlen 2010

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07.12.2009 Michael Knopp, Ex-Betriebsrat bei Hörnlein Umformtechnik, hat als Trainée bei der IG Metall die Neugründung von Betríebsräten unterstützt. Hier ein Gespräch über seine Erfahrungen.

Michael Knopp, ehemaliger Betriebsrat bei der Firma Hörnlein Umformtechnik, hat im Rahmen seiner Trainée-Ausbildung bei der IG Metall ein Projektpraktikum in der Verwaltungsstelle Freudenstadt absolviert. Dort begleitete er Robert Schuh, politischer Sekretär in Freudenstadt, bei Betriebsratsgründungen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Frage: Michael, welche Eindrücke konntest du während des Praktikums sammeln?

Michael: Als ehemaliger Betriebsrat kenne ich viele Probleme und Auseinandersetzungen nur vom Hörensagen, die bei der Gründung eines Betriebsrats entstehen. Hier in Freudenstadt war ich direkt an der Basis und vor Ort. Die Art und Weise, wie Geschäftsleitungen schon im Vorfeld auf die Gründung eines Betriebsrats reagieren, ist teilweise erschreckend.

Frage: Wie meinst du das?

Michael: Das fängt an bei der Einmischung des Arbeitgebers auf den Ablauf einer Betriebsversammlung, bei der ein Wahlvorstand gewählt wird. Ich habe erlebt, wie hier massiver Widerstand stattfindet. Oft wird versucht, die IG Metall aus dem Betrieb draußen zu halten und aus dem Prozess auszugrenzen. Notwendige Sachmittel für die Versammlung, zum Beispiel eine Lautsprecheranlage, werden nicht zur Verfügung gestellt. Geschäftsleitungen suchen in der Belegschaft gezielt nach Beschäftigten, die ihnen nahestehen. Wie sie dann versuchen, ihre Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlvorstand zu bekommen, das nimmt teilweise die Form der Einflussnahme auf eine Betriebsratswahl an.

Frage: Eine Einflussnahme, mit der man eher bei der Wahl des Betriebsrats rechnet?

Michael: Ja, das stimmt. Ich finde es nur sehr bedenklich, wenn dies schon bei der Bildung des Wahlvorstands beginnt. Ordnungsgemäß durchgeführte Betriebsversammlungen und die demokratische Wahl eines Wahlvorstands werden mit einstweiligen Verfügungen von Geschäftsleitungen torpediert. Dann kann ich Aussage eines Geschäftsführers, er werde die Betriebsratswahl unterstützen, nur als Lippenbekenntnis werten.

Frage: Das klingt nach einer sehr konfliktreichen Auseinandersetzung...

Michael: Vor allem für die Kollegen und Kolleginnen, die zu einer Betriebsversammlung mit dem Ziel einer Wahlvorstandsbildung einladen. Diese gehen im Extremfall ein sehr hohes Risiko ein. Es müssen Geheimtreffen in Kneipen stattfinden, um bis zur Einladung die Anonymität dieser Aktiven zu wahren. Die Hauptaufgabe der IG Metall ist es, diese Kollegen und Kolleginnen, wo es nur geht, zu unterstützen und zu schützen.

Frage: Welche Unterstützungen konntet ihr in Freudenstadt leisten?

Michael: Wir haben Flugblätter vor Werkstoren verteilt, gemeinsam mit mehreren Funktionärinnen und Funktinären der Verwaltungsstelle. Wir haben die Presse regelmäßig informiert und Kundennetze der Betriebe mit einbezogen, um in der Öffentlichkeit Druck auf unwillige Arbeitgeber aufbauen zu können. Die Verwaltungsstelle veröffentlicht und verteilt regelmäßig Presseerklärungen. Eine Betriebsratsgründung ist eine politische Aufgabe, die immer mit Kampagnen unterstützt werden muß. Aber ohne beteiligungsorientiertes Arbeiten mit den Gründungsinitiatoren funktioniert es nicht. Um die Taktik der Arbeitgeber zu kontern, eine Betriebsratswahl möglichst lange hinauszuzögern, werden Wahlvorstandsgremien kontinuierlich auf ihrem Weg begleitet und beraten. Und wenn selbst vor Kündigungen von Wahlvorständen und neu gewählten Betriebsräten nicht halt gemacht wird, steht den organisierten Kolleginnen und Kollegen die IG Metall zur Seite und gewährt Rechtsschutz.

Frage: Was ist dein Fazit aus dem Projektpraktikum?

Michael: Der Kampf für die Schaffung von Betriebsdemokratie ist kein leichter, aber ein sehr lohnenswerter. Es braucht viel Überzeugungsarbeit und Kraft, um so einen Job machen zu können. Durch die Teamarbeit mit Robert Schuh konnten wir sehr viel erreichen und wir konnten voneinander profitieren.

Jeder Betriebsrat, der mit Hilfe der IG Metall gegründet wird, ist ein weiterer Mosaikstein, um unsere Organisation in den Betrieben zu verankern und Demokratie zu unterstützen und zu fördern. Das ist jeden Streß wert.

Vielen Dank, Michael, für das Gespräch.

Letzte Änderung: 06.12.2009