Metall- und Elektroindustrie

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01.12.2010 Auch aus Aalen, Alfdorf, Ellwangen, Lorch und Schwäbisch Gmünd sind Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Sitzung der Großen Tarifkommission angereist.

Die Beschäftigten sollen am Aufschwung teilhaben.

Darin waren sich auch Monika Schimmele (Varta Consumer), Edgar Kühn (SHW Automotive), Wolfgang Betz (TRW Automotive), Brigitte Köhler (Mahle), Thimo Schabel (Ritz Pumpen), Sabrina Tegas (ZF Lenksysteme) sowie Petra Faulhaber und Felicitas Nick von der IG Metall einig. Sie nahmen an der Sitzung teil und verfolgten die Diskussion.

Leinfelden-Echterdingen - Die Große Tarifkommission fordert von den Unternehmen, die Beschäftigten am Aufschwung teilhaben zu lassen. "Der Aufschwung darf nicht an den Beschäftigten vorbeigehen", heißt es hierzu in einer heute von den 180 Mitgliedern des Gremiums einstimmig verabschiedeten Resolution. Mitbestimmung und Tarifverträge seien in den zurückliegenden Monaten unverzichtbare Elemente zur Krisenbewältigung gewesen. "Dies muss jetzt auch für einen nachhaltigen Aufschwung gelten", machte IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann bei der Tarifkommissionssitzung in Leinfelden-Echterdingen deutlich.

Er sagte, es müsse eigentlich selbstverständlich sein, dass überall dort krisenbedingte Verzichte der Beschäftigten ohne Verzögerung zurückgenommen werden, wo es die wirtschaftliche Situation ermöglicht. "Das ist nicht nur eine Frage der Fairness. Das ist eine Frage des Anstandes." Er verwies in dem Zusammenhang darauf, dass es vor allem durch die Bereitschaft und Flexibilität der Beschäftigten gelungen sei, die Existenz vieler Unternehmen zu retten und die industrielle Substanz des Landes zu erhalten.

Hofmann forderte außerdem, die "teilweise explosionsartig steigenden Gewinne der Unternehmen" auch an die Beschäftigten weiterzugeben. "Wir werden es nicht hinnehmen, dass Betriebsräte als Bittsteller auftreten müssen, wenn es um die faire Beteiligungen an diesen Gewinnen geht", so Hofmann. Er betrachtet es als Aufgabe der Tarifpolitik, die Voraussetzungen zu schaffen, über eine Beteiligung an den Gewinnen "auf Augenhöhe mit den Arbeitgebern zu verhandeln."

In diese Forderung bezog Hofmann ausdrücklich auch die im kommenden Frühjahr anstehende Tariferhöhung ein. "Überall dort, wo es wirtschaftlich möglich ist, sollte die Erhöhung der Tarifentgelte um 2,7 Prozent auch auf Februar vorgezogen werden", so Hofmann. Man habe die Betriebsräte in den Unternehmen aufgefordert dieses Thema offensiv anzugehen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört auch, die Belegschaften in diesen Prozess einzubinden.

Kritik übte Hofmann unterdessen an der offensichtlichen Strategie der Arbeitgeber, den Auftragszuwachs ohne Neueinstellungen zu bewältigen. Für die Beschäftigten bedeute dies "ausufernde Mehrarbeit" und "extreme Leistungsverdichtung". Er kündigte deshalb an, die Arbeits- und Leistungspolitik ins Zentrum der betrieblichen Gewerkschaftsarbeit zu rücken. Hofmann: "Es geht nicht an, dass die Beschäftigten den Aufschwung durch die Ausweitung von Schichtmodellen, Mehrarbeit und in der Folge oft den Verfall von Arbeitszeit, alleine tragen."

In der Krise seien außerdem zehntausende Leiharbeitskräfte, Befristete und Beschäftigte mit Werkverträgen auf die Straße gesetzt worden. "Momentan erleben wir aber, dass der Aufschwung wieder mit einer massiven Zunahme prekärer Beschäftigung stattfindet. Dem können und werden wir nicht tatenlos zuschauen", kündigte der Gewerkschafter an. Offensichtlich wollten die Arbeitgeber in den Betrieben eine zweite Tariflinie ungesicherter und schlecht bezahlter Jobs durchsetzen, befürchtet Hofmann. "Deshalb setzen wir uns dafür ein, Leiharbeit und prekäre Beschäftigung zu verhindern, zu begrenzen und zu gestalten."

(Pressemeldung der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg)

Foto: IG Metall

Letzte Änderung: 01.12.2010