Jubilarehrung 2011
SCHWÄBISCH-GMÜND (oap) - Die IG Metall Schwäbisch Gmünd ehrt 434 Mitglieder für treue Mitgliedschaft. Acht Kollegen sind bereits seit 65 Jahren Mitglied.
Die IG Metall lebe durch ihre Mitglieder, sagte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd, am Freitagabend im Stadtgarten zu den 434 Mitgliedern, die für 25, 40, 50, 60 und sogar 65 Jahre treue Mitgliedschaft geehrt wurden. "Nur mit eurem Engagement können die Interessen von Beschäftigten, Rentnerinnen und Rentnern und Arbeitslosen erfolgreich vertreten werden", sagte Hamm. Gerade die Ereignisse der vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass ein grundlegender Kurswechsel in Wirtschaft und Gesellschaft gebraucht würde.
Besonders hob Hamm Hermann Rettich hervor, der seit 50 Jahren Mitglied der IG Metall ist und von 1988 bis 2000 als Erster Bevollmächtigter die Verwaltungsstelle Schwäbisch Gmünd leitete. "Für Gewerkschaften ist die Frage der Mitglieder die politischste Frage überhaupt", zitierte Jupp Bechtel von der IG Metall Bezirksleitung Baden-Württemberg in seiner Festrede den ersten Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber. Gerade Organisationen wie die Gewerkschaften bräuchten treue und langjährige Mitglieder, so Bechtel. Sie seien wie das Fleisch und die Muskeln auf den Knochen, die eine Gewerkschaft brauche, um ihre Stärke und Mächtigkeit zu zeigen.
Die Bedeutung der Gewerkschaften sei nicht zu unterschätzen, sagte der Erste Bürgermeister der Stadt Schwäbisch Gmünd, Dr. Joachim Bläse, in seinem Grußwort. In Schwäbisch Gmünd gebe es 48 Prozent produzierendes Gewerbe und im jetzigen Strukturwandel dürfe es keine Verlierer geben, meinte Bläse. "Warum gönnen wir uns den Luxus von Schulabbrechern und Menschen ohne Berufsausbildung?", fragte Bläse vor dem Hintergrund des schon jetzt vorhandenen Facharbeitermangels. Jeder sollte eine Chance haben und wer acht Stunden lang arbeite, müsse auch seine Familie versorgen können, so Bläse.
Mit einem Streifzug durch die Geschichte erinnerte Hamm an die Ereignisse in den Eintrittsjahren der Jubilare, versäumte aber auch nicht, Stellung zur aktuellen Entwicklung zu beziehen. "Eine der tiefgreifendsten Wirtschaftskrisen haben wir gerade hinter uns", erinnerte Hamm und mahnte, dass der Zusammenbruch der Finanzmärkte und ganzer Staaten möglicherweise bevorstehe. Das vom Ausland gepriesene "deutsche Arbeitsmarktwunder" sei kein Wunder, sondern eine entschlossene Interessenvertretung gewesen, so Hamm. Dabei liege das Geheimnis des Erfolgs der IG Metall in den Betrieben. Die stillen Helden der Krise seien nicht die Politiker oder die Wirtschaftsbosse, sondern die Betriebsräte und die Gewerkschafter, sagte Hamm. Doch trotz allem berechtigten Stolz würden die Kolleginnen und Kollegen täglich für die Krise mit Lohneinbußen und Arbeitsverdichtung oder mit Arbeitsplatzverlusten und Sozialkürzungen zahlen.
Immer noch nähmen Leiharbeit, Befristungenu und Werkverträge zu. Der Niedriglohnsektor explodiere geradezu, wetterte Hamm. In einer solchen Gesellschaft brauche es keine gewerkschaftliche Leisetreterei, sondern dialogbereite und vor allem selbstbewusste und konfliktfähige Gewerkschaften. Gefragt sei Mut, über die heutigen Verhältnisse hinaus zu denken in Richtung einer wirklich solidarischen, demokratischen und nachhaltigen Gesellschaft.
Besonders stolz zeigte sich Hamm amesichts der positiven Mitgliederentwicklung. "Die IG Metall ist für junge Menschen attraktiv", freute sich Hamm und fügte hinzu: "Jedes zweite neue Mitglied ist unter 27 Jahre alt." Damit sei die IG Metall der größte politische Jugendverband Deutschlands.
Fotos: Peter Hageneder (ostalbpresse)
Letzte Änderung: 30.11.2011