Selbst der Wettergott stellte sich auf die Seite der Beschäftigten von Steelcase in Durlangen. Eine Informationsveranstaltung des Betriebsrats über die aktuelle Verhandlungsrunde fand am frühen Montagnachmittag bei frühlingshaftem Sonnenschein statt. Auf dem Werkshof an der Zimmerbacher Straße hatten sich um 13.30 Uhr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Frühschicht und der Spätschicht versammelt. Sie wollten sich vor Feierabend bzw. vor Schichtbeginn über die Ergebnisse der Gespräche zwischen Betriebsrat, Geschäftsleitung und IG Metall informieren.

"Wir zweifeln die Sinnhaftigkeit und die Rentabilität der Verlagerungspläne des Konzern weiterhin an", erläuterte Peter Yay-Müller, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd. "Steelcase ist der Mercedes unter den Büromöbelherstellern, weil die Beschäftigten hier am Standort Durlangen beste Qualität mit guten Ergebnissen produzieren. Diese Vorteil risikiert der Konzern ohne Not." Auch der Zeitplan der Verlagerung sei nicht nachvollziehbar und werfe viele Fragen auf. Daher fordern Betriebsrat und IG Metall, vor Ende 2015 keine betriebsbedingten Kündigungen auszusprechen.

Betriebsratsvorsitzender Tobias Bucher informierte über das Forderungspaket des Betriebsrats, auf das die Unternehmensvertreter bisher nur sehr verhalten reagiert hatten. Transfergesellschaft, Qualifizierungen, Vermittlungshilfen, Altersteilzeit und Abfindungen sollen nach der Vorstellung von Betriebsrat und IG Metall im Falle einer endgültigen Schließung der Belegschaft den Weg zu einer neuen Arbeitsstelle erleichtern und wirtschaftliche Nachteile mildern. "Jetzt muss Steelcase erst mal beweisen, dass das Credo der sozialen Verantwortung mehr ist als leeres Gerede", forderte Bucher unter dem Beifall der anwesenden Kolleginnen und Kollegen.

Die Erfahrungen mit einem amerikanischen Konzern waren das Thema des Redebeitrags von Michael Zeizinger, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der TRW Automotive in Alfdorf. Mit eindrucksvollen Beispielen ermunterte er die Anwesenden, sich für ihre Forderungen einzusetzen und diese mit Mut und Durchhaltevermögen zu verfolgen. "Wir kennen den Kampf für den Erhalt der Arbeitsplätze aus eigener Erfahrung. TRW verlagert Arbeit nach Polen, Steelcase nach Tschechien. Wir wollen Ersatz in Alfdorf. Das ist ein Kraftakt. Uns hilft die Solidarität, der Zusammenhalt und die IG Metall. Gemeinsam kommen wir besser voran."

Torben Wengert, Betriebsratsvorsitzender von Leicht Küchen und Mitglied der Tarifkommission in Baden-Württemberg, überbrachte den Versammelten die solidarischen Grüße der Holzbranche. Er berichtete von der großen Aufmerksamheit, die die geplante Schließung des Steelcase-Werks in der Branche erfahre. Viele hielten die Entscheidung von Steelcase für einen großen Fehler. "Die Manager fallen weich, wenn sie Fehler machen; die Beschäftigten müssen dafür büßen", stellte er fest, "auch wenn die Schließung oder Verlagerung, wie zum Beispiel bei WERU oder bei Leicht in Kirchheim, später rückgängig gemacht wird, weil sie sich als falsch erwiesen hat."

An die Schließung des Werks von Pall Seitz Schenk in Waldstetten 2007 erinnerte der ehemalige Betriebsratsvorsitzende Heinz Botzenhard. Belegschaft, Betriebsrat und IG Metall hätten in einer langen und harten Auseinandersetzung dem amerikanisichen Konzern gute Bedingungen im Interessenausgleich und Sozialplan abringen können. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren", rief er den Versammelten zu.