Gießerei Gatter

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12.11.2015 Die IG Metall wirft der Geschäftsführung der Firma Gatter vor, mit Einschüchterung, Rechtsbruch und Erpressung der Beschäftigten den Weg in die Vergangenheit anzutreten.

Zukunft der Gießerei Gatter: Zurück in die Vergangenheit?

Die IG Metall wirft der Geschäftsführung der Firma Gatter vor, mit Einschüchterung, Rechtsbruch und Erpressung der Beschäftigten den Weg in die Vergangenheit anzutreten und das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Arbeitgeber zu erschüttern.

Die wirtschaftliche Situation der Firma Gatter ist nach wie vor angespannt und die Zukunft ungewiss. Seit Montag wird Kurzarbeit gefahren. Dennoch verlangt die Geschäftsführung, dass alle Mitarbeiter fünf Stunden in der Woche länger arbeiten, und das unbezahlt. "Wie die Raubritter zogen Herr Jörg Wisser (Hauptgesellschafter und Geschäftsführer) und Herr Moritz Gatter durch die Firma und setzten jeden einzelnen Mitarbeiter unter Druck, neue Arbeitsverträge zu unterzeichnen. Das ist Irrsinn und ein klarer Rechtsbruch", sagt Peter Yay-Müller, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd. Die IG Metall und die Mitarbeiter haben bereits in den vergangenen Jahren zum Erhalt der Arbeitsplätze beigetragen. Durch Tarifvertrag wurden die Entgelterhöhungen 2013 (3,4%) und 2014 (2,2 %) befristet verschoben und ein Anteil an unbezahlter Mehrarbeit vereinbart. Nun wird die Belegschaft nach Aussagen der IG Metall auf "mittelalterliche Art und Weise" erpresst.

Die IG Metall hat der Geschäftsführung aufgrund der vorliegenden Informationen angeboten, über die wirtschaftliche Situation zu beraten und unter Beteiligung der Beschäftigten über eine faire Lastenverteilung zu verhandeln. "Wir stellen uns der Verantwortung und wollen nach einer Zukunft für die Kolleginnen und Kollegen und ihre Arbeitsplätze suchen", betont Peter Yay-Müller. "Doch Herr Wisser hat Gespräche mit der IG Metall abgelehnt." In einer Belegschaftsversammlung habe Herr Wisser erklärt, dass er die IG Metall nicht mitreden lassen wolle. Er habe alle Mitarbeiter aufgefordert, neue Arbeitsverträge zu unterzeichnen, in denen ab 01.10.20015 fünf Stunden unbezahlt zu leisten sind und die Entgelterhöhungen der letzten Jahre komplett wegfallen. Ebenso sollen das Urlaubs- und das Weihnachtsgeld gestrichen werden. Damit verzichten die Mitarbeiter dauerhaft und ohne Gegenleistung auf rund ein Drittel des ihnen zustehenden Jahresentgelts. Die Arbeitsverträge verstoßen gegen die für die Firma Gatter geltenden Tarifverträge, die unmittelbar und zwingend wirken. "Schlimmer noch ist die Art und Weise, wie die Mitarbeiter genötigt wurden, diese Arbeitsverträge zu unterzeichnen. Das erinnert an Machenschaften aus dem vergangenem Jahrhundert", empört sich Peter Hofer, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schwäbisch Gmünd, der Betroffene beraten hat.

Die Geschäftsführung hat der IG Metall Schwäbisch Gmünd gegenüber im November behauptet, dass sie ab sofort aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall ausgetreten sei und der Tarifvertrag ab sofort nicht mehr gelte. Ein Austritt aus dem Arbeitgeberverband ist jedoch nur unter Einhaltung einer Kündigungsfrist möglich. Selbst nach Ablauf der Frist gelten die Tarifverträge für die Beschäftigten zunächst uneingeschränkt weiter. Peter Yay-Müller sieht schwarz für die Zukunft der Traditionsgießerei, die nun seit 1871 an der Mutlanger Straße residiert: "Mit Einschüchterung, Rechtsbruch und Erpressung kann man die Fachkräfte nicht in eine gute Zukunft führen. Behandelt Herr Wisser in seiner Firma AZ-Armaturen in Mönchweiler die Belegschaft genauso?"

Für die IG Metall ist diese Entwicklung besonders deshalb enttäuschend, weil Ende 2013 nur durch gemeinsame Anstrengungen der Familie Gatter, des Insolvenzverwalters und der IG Metall eine drohende Betriebsschließung verhindert werden konnte. Durch ein Fortführungskonzept konnten die Firma Gatter und die meisten Arbeitsplätze erhalten werden. "Das Vertrauen der Betroffenen in solche Anstrengungen ist tief erschüttert und das Misstrauen gegenüber der Arbeitgeberseite groß", sagt Peter Yay-Müller. "Wir haben es hier mit nacktem Klassenkampf zu tun."

Letzte Änderung: 12.11.2015