Gewerkschaften fordern mehr Solidarität

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01.05.2016 Auf der Maikundgebung in Schwäbisch Gmünd fordern die Gewerkschaften mehr Solidarität und Integration

SCHWÄBISCH-GMÜND (jo) - Auf der Maikundgebung in Schwäbisch Gmünd fordern die Gewerkschaften mehr Solidarität und Integration

"Solidarität ohne Gegenleistung", forderte Peter Yay-Müller, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd, am Sonntag in seiner Eröffnungsrede zur Maikundgebung des DGB auf dem Johannisplatz. Solidarität sei das Fundament und der Kern des Zusammenhalts, nicht nur in den Gewerkschaften, meinte Yay-Müller. Seit der Aussage von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder "Solidarität ist keine Einbahnstraße" habe Solidarität mehr und mehr einen Tauschcharakter bekommen. "Ich fühle mich hier persönlich verraten", schimpfte Yay-Müller. Solidarität bedeute, sich für die Schwachen einzusetzen und ihnen gemeinsam zu helfen und sie zu unterstützen. Das sei der Grundgedanke der Gewerkschaften, so Yay-Müller. Es gelte, Solidarität wieder in das Zentrum der Gesellschaft zu rücken. Sorgen bereite ihm auch, dass 62 Menschen soviel an Vermögen gehört, wie 50 Prozent der Weltbevölkerung. Hier ginge es nicht um die Moral, sondern um die Verfügungsgewalt des Kapitals und die zunehmende Verarmung großer Bevölkerungsteile. Solidarität bedeute daher nach wie vor, sich aktiv gegen eine weitere Verarmung von Teilen der Gesellschaft zu stellen und gegen eine Abnahme des Einflusses der politischen Demokratie zu stehen, sagte Yay-Müller.

In einem Sketch zeigten die Frauen der IG Metall Schwäbisch Gmünd auf amüsante Weise, wie es wäre, wenn Frauen nur das arbeiten würden, wofür sie bezahlt werden. Noch immer erhalten Frauen im Durchschnitt 22 Prozent weniger Entgelt, prangerte Gewerkschaftssekretärin Felicitas Nick an und forderte gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.

Erfreulich hohe Steuereinnahmen führen nicht automatisch zu höheren Löhnen, meinte Franz Kohl, Personalratsvorsitzender der Stadtverwaltung Schwäbisch Gmünd. Er forderte neben eine Lohnerhöhung von 6 Prozent mehr Personal, mehr Weiterbildung und die Übernahme von Auszubildenden. Es gelte jetzt "sehr laut zu meckern", sagte Kohl.

Ähnlich lautete die Aufforderung von Ludwig Bertram, Betriebsratsvorsitzender der Beschäftigten des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Schwäbisch Gmünd. "In den letzten Jahrzehnten hat sich nicht viel geändert", meinte Bertram. Die Fahrzeuge seien zwar besser ausgerüstet und es gebe eine bessere Ausbildung, doch nach wie vorher müssten 46 Stunden in der Woche gearbeitet werden, von denen sieben Stunden nicht bezahlt würden. Wenn nach zehn bis 15 Jahren im Rettungsdienst die Familiengründung anstehe, würden die Mitarbeiter den Rettungsdienst verlassen, weil mit dem Gehalt keine Familie ernährt werden könne, so Bertram. "Der Stress und die Belastung im Rettungsdienst ist vergleichbar mit dem Führen eines Verkehrsflugzeugs und das bei einer nicht ausreichenden Bezahlung", sagte Bertram. Der Stress führe zu hohen Fehlzeiten und alleine im Kreisverband Schwäbisch Gmünd hätten sich bisher mehr als 10.000 Überstunden angesammelt. Seine Forderung: sechs Prozent mehr Lohn, 80 Euro mehr für Auszubildende und 30 Tage Urlaub.

Eine wahrscheinlich alltägliche, aber unter die Haut gehende Geschichte einer Flüchtlingsfamilie erzählte Kerstin Helmecke vom Arbeitskreis Asyl. Es sei eine Schande, dass in Europa mehr Geld für Zäune als für die Aufnahme und Integration für die Flüchtlinge ausgegeben würde, meinte Helmecke. Sie warnte gleichzeitig vor den rechtspopulistischen Äußerungen der AfD, die gleich ganze Religionsgemeinschaften unter den Generalverdacht des Terrorismus stelle. Gerade in der Flüchtlingsfrage sehe man die fehlende Solidarität. Jeder würde nur danach schauen, was er für seine Hilfe bekomme, meinte Yay-Müller. "Solidarität ist für eine moderne, aufrechte Zivilgesellschaft ein Fundament und kein Tauschgeschäft", meine Yay-Müller.

Mit Musik von Campfire klang die Mai-Kundgebung des DGB in Schwäbisch Gmünd am Nachmittag aus.

Fotos: H5O Media Joachim Ostowski

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Letzte Änderung: 01.05.2016