Holz- und Kunststoff-Industrie

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09.07.2008 Hiobsbotschaft für die Branche: Der Arbeitgeberverband VHK hat drei Tarifverträge gekündigt. Unseren Kolleginnen und Kollegen soll es ans Geld gehen.

Ein Schreiben des Verbandes der Holzindustrie und Kunststoffverarbeitung Baden-Württemberg e.V. (VHK) an die IG Metall Bezirksleitung sorgt für riesige Verärgerung und große Wut bei den Beschäftigten der Branche. Da heißt es:

"Hiermit kündigen wir fristgemäß zum 31.12.2008 folgende Tarifverträge: 1. Manteltarifvertrag vom 1. Januar 1998 in der Fassung vom 12. März 2004, 2. Tarifvertrag über betriebliche Sonderzahlung (13. Monatseinkommen) gültig ab 31. Mai 2006, 3. Tarifvertrag zur Übernahme von Auszubildenden vom 11.03.2005."

Der VHK verbindet mit der Kündigung die gleichen Forderungen, wie sie schon der Bruder-Verband in Nordrhein-Westfalen gestellt hat:

  • Unbezahlte Arbeitszeit bis zu 5 Stunden in der Woche durch freiwillige Betriebsvereinbarung.
  • Verkürzung der Arbeitszeit bis zu 30 Stunden mit entsprechender Bezahlung durch freiwillige Betriebsvereinbarung.
  • Kürzung von zusätzlichem Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld (13. Monatseinkommen) auf zusammen 100 Prozent eines Monatseinkommens (bisher zirka 140 Prozent) sowie
  • Ertragsabhängigkeit dieser Zahlung zwischen 0 (Null!) und 150 Prozent.
  • Angleichung von Tarifbestimmungen auf das niedrigste Niveau in der Branche.

Die Tarifkommission der Holz und Kunststoff verarbeitenden Industrie hat am Dienstag in Stuttgart getagt und die Angriffe auf die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer scharf kritisiert sowie einen Aktionsplan für den Herbst verabredet. Die Tarifkommissionsmitglieder aus Schwäbisch Gmünd waren dabei.

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Torben Wengert, Betriebsratsvorsitzender Leicht Küchen Waldstetten: "Das ist eine unglaubliche Dreistigkeit des Verbandes. In vielen Betrieben sind die Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren mit der Angst vor Arbeitplatzverlust erpresst und zu Zugeständnissen gezwungen worden. Wir mussten schon reichlich Federn lassen. Jetzt wird alles teurer. Wir müssen mehr fordern für unsere Leute. Die Branche steht wirtschaftlich nicht schlecht da."

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Peter Abele, Betriebsrat Leicht Küchen: "Die Arbeitgeber greifen wieder die Tarifautonomie an. Immer mehr soll auf die Betriebsräte abgeschoben werden. Sie sollen künftig durch Betriebsvereinbarungen das regeln, was bisher die Tarifvertragsparteien verhandelt haben, zum Beispiel die Höhe des Urlaubsgelds und der Sonderzahlung. Ich fürchte, dass wir als Betriebsräte dann schnell enorm unter Druck kommen. Nicht jeder Betriebsrat hat so viel Rückgrat, wie nötig wäre, um eine gerechte und faire Lösung zu erreichen."

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Felicitas Nick, IG Metall: "In den nächsten Monaten hängt alles von der Unterstützung durch unsere Mitglieder ab. Die Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben müssen jetzt aktiv werden. Sie müssen selbst entscheiden: Wollen sie sich weitere Einschnitte gefallen lassen oder sind sie bereit, mit der IG Metall und in der IG Metall für ihr Weihnachtsgeld und ihr Urlaubsgeld zu kämpfen? Wenn die IG Metall gestärkt wird, ist das für jeden Einzelnen von Vorteil."

Letzte Änderung: 10.07.2008