PM IG Metall Baden-Württemberg

IG Metall: Pressemitteilung

24.06.2021 IG Metall Baden-Württemberg für sichere Beschäftigung und mehr Mitsprache beim Wandel der Arbeitswelt

PRESSEMITTEILUNG
IG Metall Baden-Württemberg

IG Metall Baden-Württemberg für sichere Beschäftigung und mehr Mitsprache beim Wandel der Arbeitswelt

  • Bezirksleiter Zitzelsberger: "Die Transformation nimmt gerade erst Fahrt auf. Wenn wir jetzt untätig sind, riskieren wir Arbeitsplätze, Standorte und Geschäftsmodelle"
  • Zukunftstarifverträge sichern Qualifizierung und Perspektiven
  • Digitale Bezirkskonferenz mit 120 Delegierten und Gästen

Stuttgart. Entsprechend ihres Mottos zur diesjährigen 72. Ordentlichen Bezirkskonferenz "Fairwandel - Nur mit uns!" setzt sich die IG Metall Baden-Württemberg für mehr Mitsprache beim Wandel der Arbeitswelt ein. "Die Corona-Pandemie flaut ab, die Transformation nimmt gerade erst Fahrt auf", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger auf der diesjährigen Bezirkskonferenz. Umso wichtiger sei es, dass IG Metall, Betriebsräte und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aktiv an Unternehmensstrategien im Sinne guter und sicherer Beschäftigung auch in der Zukunft mitwirkten. Denn: "Wenn wir jetzt untätig sind, riskieren wir Arbeitsplätze, Standorte und Geschäftsmodelle", betonte Zitzelsberger vor rund 120 Delegierten und Gästen. Diese waren Corona bedingt erneut virtuell zugeschaltet.

Unternehmen tragen Verantwortung für Standorte und Beschäftigung
Laut Zitzelsberger beschäftigen sich viele Unternehmen nach wie vor zu wenig mit dem Wandel der Arbeitswelt und hoffen, dass ihr Geschäftsmodell weiterhin trage. Dabei habe die Corona-Pandemie die digitale und automobile Transformation weiter beschleunigt; jüngste Ankündigungen verschiedener Autohersteller, in absehbarer Zeit keine Verbrenner-Fahrzeuge mehr zu produzieren, hätten die Herausforderungen der Zukunft weiter konkretisiert. "Die fortschreitende Elektrifizierung des Antriebsstrangs, eine weitere Verschärfung der Abgasnormen sowie die Verlagerung bisheriger und künftiger Produkte in Billiglohnländer - all das gefährdet Arbeitsplätze vor Ort. Es ist die Verantwortung der Unternehmen, dafür zu sorgen, dass auch die neuen Auto-Generationen an den heutigen Standorten gebaut werden können. Dazu muss zwingend auch die elektro-mobile Wertschöpfungskette in Deutschland angesiedelt werden und Know-how und Beschäftigung dürfen nicht ins Ausland abwandern."

Im Zuge sogenannter Zukunftstarifverträge, für die in der Metall- und Elektro-Tarifrunde 2021 Rahmenregelungen vereinbart wurden, wirken Arbeitnehmervertreter in immer mehr Unternehmen im Südwesten an der Gestaltung künftiger Geschäftsmodelle und Arbeitsbedingungen mit. Auf der Bezirkskonferenz gaben Betriebsräte von Daimler in Stuttgart-Untertürkheim, Valeo in Bietigheim-Bissingen und Schaeffler in Bühl einen Einblick in aktuelle, künftige oder bereits abgeschlossene Zukunftsverhandlungen an ihren Standorten. Im Südwesten wurden in den IG Metall-Branchen mittlerweile mehrere Dutzend Zukunftsvereinbarungen in kleinen wie großen Betrieben abgeschlossen. Darin ist etwa festgelegt, welche Investitionen ein Betrieb tätigt, wie die Beschäftigten für künftige Aufgaben qualifiziert werden und wie viel Geld dafür zur Verfügung steht.

Klimaschutz und gute Arbeit gehören zusammen
Zitzelsberger sieht aber auch die Politik am Zug, um die Stärke des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu erhalten: "Die Sinnhaftigkeit einer neuerlichen massiven Verschärfung der Abgasnormen für die letzte Verbrenner-Motorengeneration darf aus heutiger Sicht zumindest angezweifelt werden", sagte er. Lieber solle die Politik in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektromobile sowie weitere Alternativen für eine nachhaltige und bezahlbare Mobilität investieren. "Wir müssen den ökologischen Umbau weiter vorantreiben. Klimaschutz und gute und sichere Arbeitsplätze gehören aber zwingend zusammen, das muss auch die Politik anerkennen."

Martin Kunzmann, Vorsitzender des DGB Baden-Württemberg, unterstützte diesen Kurs in seinem Grußwort: "Jetzt gilt’s. Wir müssen Tempo machen beim sozial-ökologischen Umbau der Industrie. Die IG Metall hat dazu viele gute Vorschläge gemacht. Nun erwarten wir mehr Rückenwind von der Politik in Land und Bund. Grün-Schwarz hat ehrgeizige Pläne für den Klimaschutz. Doch sie müssen auch sozial ausgewogen sein. Baden-Württemberg braucht eine Strategie, wie mit mehr Klimaschutz auch mehr Beschäftigung zu guten Arbeitsbedingungen geschaffen werden kann. Von der nächsten Bundesregierung erwarten wir, dass sie die Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte umfassend stärkt und den Sozialstaat ausbaut."

Für Tarifverträge und Mitbestimmung, gegen Angriffe der Arbeitgeber
Neben der Gestaltung neuer Arbeitsmodelle wie beispielweise mobilem Arbeiten sieht Zitzelsberger die IG Metall Baden-Württemberg künftig auch in der Auseinandersetzung um langjährige tarifliche Errungenschaften sowie im Abwehrkampf gegen Stellenabbau gefragt. In der Metall- und Elektroindustrie wie im Kfz-Handwerk hätten die Arbeitgeber zuletzt versucht, Belastungen einseitig auf die Beschäftigten abzuwälzen und den Flächentarifvertrag nachhaltig zu verschlechtern. "Diese Angriffe konnten wir weitgehend abwehren, solche Forderungen werden uns aber weiter begleiten", so Zitzelsberger.

Um durchsetzungsstark zu bleiben, werde die Bindung, Beteiligung und Gewinnung von Mitgliedern weiter ausgebaut. Zitzelsberger: "Tarifverträge und Mitbestimmung bleiben der Schlüssel für eine moderne und gute Arbeitswelt. In der Transformation brauchen wir mehr denn je starke Gewerkschaften und Betriebsräte. Mit unserer Kampagne ,Solidarität gewinnt!" werden wir uns weiter erfolgreich für faire Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze einsetzen."

Letzte Änderung: 24.06.2021