Aktionstag! IG Metall will fairen Wandel

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21.10.2021 Für zukunftsträchtige Jobs und nachhaltige Investitionen im Südwesten - IG Metall demonstriert für fairen, sozial-ökologischen Wandel der Industrie - Pressemitteilung 49/2021

- Bezirksleiter Roman Zitzelsberger: "Es braucht ein stärkeres Engagement in der Klimapolitik. Eine klimagerechte Industrie und gute und sichere Arbeitsplätze gehören zusammen. Dafür muss die künftige Bundesregierung die Weichen stellen."
- Betriebsräte aus Baden-Württemberg fordern Unterstützung bei der Transformation und Investitionen in Infrastruktur und Bildung
- Kundgebung mit Demonstrationszug am 29. Oktober im Stuttgarter Stadtgarten

Stuttgart. Unter dem Motto "FairWandel - sozial, ökologisch, demokratisch" ruft die IG Metall am Freitag, 29. Oktober, zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Im Bezirk Baden-Württemberg wird es am Nachmittag eine zentrale Kundgebung mit Demonstrationszug in den Stuttgarter Stadtgarten geben, dazu werden bis zu 10.000 Metallerinnen und Metaller erwartet. Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter IG Metall Baden-Württemberg: "Es braucht ein stärkeres Engagement in der Klimapolitik. Für uns heißt das: Eine klimagerechte Industrie und gute und sichere Arbeitsplätze gehören zusammen und die Transformation gelingt nur gemeinsam mit den Menschen. Die künftige Bundesregierung muss den Wandel endlich aktiv angehen und in den Koalitionsverhandlungen die entsprechenden Weichen stellen. Dafür gehen wir am 29. Oktober auf die Straße."
Konkret fordert die IG Metall unter anderem Perspektiven für zukunftsfähige Arbeitsplätze, eine Qualifizierungs- und Ausbildungsoffensive, bezahlbare und ökologische Mobilitätslösungen, eine Stärkung der Tarifautonomie sowie selbstbestimmte Arbeitszeit-Regelungen. Zitzelsberger: "Bis 2030 brauchen wir öffentliche Investitionen von 500 Milliarden Euro, um Infrastruktur bereitzustellen und Zukunftstechnologien wie private Investitionen anzuschieben. Zudem eine Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik, die Beschäftigte bei Qualifizierung unterstützt und Arbeitslosigkeit verhindert. Dies, kombiniert mit mehr Mitbestimmung und einer gerechten Lastenverteilung, sind die Zutaten für einen echten FairWandel zu einer sozialen und umweltverträglichen Industrie."
Wie wichtig dieser ist, zeigt der Blick in verschiedene Betriebe, beispielsweise ZF in Friedrichshafen: Wertschöpfungsverluste durch den Umstieg auf Elektromobilität träfen Autozulieferer wie ZF hart, der Verlagerungsdruck Richtung Osteuropa wachse, sagt ZF-Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender Achim Dietrich. Er fordert: "Die Beschäftigungslücken müssen geschlossen werden. Das wird aber nur gelingen, wenn alle Neuanläufe, alle Zukunftsprodukte und alle neuen Geschäftsmodelle an den bestehenden Standorten anlaufen." Um dafür erfolgreich zu streiten, brauche es die entsprechende politische Flankierung: "Moderne Infrastruktur, Breitbandanbindung, eine EU-Förderung, die auch bestehende Arbeitsplätze schützt sowie Weiterbildungsangebote - wir setzen darauf, dass die neue Bundesregierung die Beschäftigten dabei nicht alleine lässt."
Nektaria Christidou, Betriebsratsvorsitzende bei Mahle Behr Mühlacker, treiben ähnliche Sorgen um. Unter dem Motto "Ohne Zukunft sehen wir schwarz" haben tags zuvor mehr als 1300 Mahle-Beschäftigte für Investitionen in die Standorte Mühlacker und Vaihingen, gegen Verlagerungen in Billiglohnländer und für einen Zukunftsvertrag samt Beschäftigungssicherung protestiert. Von ihrer Geschäftsleitung fordert Christidou, die Spirale des geplanten Stellenabbaus endlich zu durchbrechen und neue Produkte zu entwickeln: "Es gibt einen großen Bedarf in den nächsten Jahren für umweltfreundliche Produkte im Thermomanagement. Das können wir und wir lernen auch gerne noch dazu." Dazu wünscht sie sich von der Politik unter anderem eine Weiterentwicklung des Qualifizierungschancengesetzes sowie verlängerte Möglichkeiten zur Nutzung von Kurzarbeit.
Um Zukunftsperspektiven geht es auch bei Audi in Neckarsulm. Betriebsratsvorsitzender Rolf Klotz: "Die über 15.000 Beschäftigten bei Audi in Neckarsulm brauchen eine Perspektive, die über das Jahr 2026 und die Ära der Verbrenner hinausgeht. Dafür benötigen wir am Standort ein volumenstarkes Elektromodell, einen neuen Schwerpunkt für unsere Technische Entwicklung und eine Politik, die die Rahmenbedingungen für die anstehende Transformation schafft - und zwar mit Blick auf jede einzelne Region." Dabei ist Klotz auch wichtig, dass die Mitbestimmungsrechte erweitert und Betriebsräte frühzeitig in strategische und technologische Entscheidungen einbezogen werden.
Daniela Schiermeier, Konzernbetriebsrats-Vorsitzende bei ABB in Mannheim, liegt die Mitbestimmung ebenfalls am Herzen, um die zahlreichen neuen Megatrends im Sinne der Beschäftigten gestalten zu können. "Dazu bedarf es einer starken Mitbestimmung der Arbeitnehmervertreter, um auf Augenhöhe mit dem Management Regelungen zu finden." Zu den Megatrends zählen neben der Digitalisierung auch die Anforderungen einer nachhaltigeren Industrie. "Dadurch wandeln sich die zukünftig benötigten Qualifikationen und damit die Erst- und Weiterbildung in den Betrieben." Von der Regierung erwartet Schiermeier einen starken Fokus auf das Thema Qualifizierung und die dafür nötige Förderung, zudem einen stabilen Arbeitszeit-Rahmen. Dazu gehöre auch, dass bei neuen Formen des Arbeitens - beispielsweise im Homeoffice - Ruhepausen und weitere Schutzrechte der Beschäftigten weiterhin Gültigkeit haben.
Bundesweit gehen am 29. Oktober zehntausende Metallerinnen und Metaller bei um die 50 Veranstaltungen auf die Straße, um ihren Forderungen an die nächste Bundesregierung Nachdruck zu verleihen. Das Programm in Stuttgart sieht wie folgt aus:
Ab 14.30 Uhr Demonstrationszug vom Hauptbahnhof zum Stadtgarten
15 bis 17 Uhr Kundgebung im Stadtgarten (Keplerstraße 7, 70174 Stuttgart) mit IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger, Betriebsräten aus der Automobil- und Zulieferindustrie sowie dem Maschinenbau und Vertretern der IG Metall Jugend.

Letzte Änderung: 21.10.2021