Tarifrunde 2008
Felicitas Nick: Kein Grund für Zurückhaltung bei den Lohnforderungen 2008, das war die Botschaft im Eingangsreferat des Bezirksleiters Jörg Hofmann. Der Plan für die Entgeltrunde steht schon: Im Juli wollen wir anfangen und die Forderung diskutieren. Im September soll sie beschlossen werden. Bis Mitte Oktober muss die erste Verhandlung mit Südwestmetall stattfinden.
Wir haben jetzt aktuell noch ein weiteres Tarifthema: die neue Altersteilzeit. Der Tarifvertrag Altersteilzeit läuft Ende 2009 aus. Er ist gekoppelt an die finanzielle Förderung der Altersteilzeit durch die Bundesagentur für Arbeit. Diese endet am 31.12.2009. In der Tarifkommission wurde dazu lebhaft diskutiert.
Was sagt ihr als Mitglieder der Tarifkommission dazu? Ist das ein Thema in den Betrieben?

Thimo Schabel: Es muss die Möglichkeit geben, nach 40 Jahren Arbeit auszusteigen. Das hat ja auch der Gewerkschaftstag in Leipzig beschlossen. Wir beim Ritz denken auch so. Egal, wie alt man ist, nach 40 Jahren ist genug.
Wolfgang Betz: Der Staat nimmt seine Fürsorgepflicht zu wenig wahr. Deshalb sind wir als IG Metall jetzt gezwungen, die Altersteilzeit tarifvertraglich zu regeln. Gott sei Dank haben wir diese Möglichkeit. Gott sei Dank haben wir die IG Metall, so dass wir das gemeinsam durchsetzen können.

Thimo Schabel: Wir müssen aber auch weiter Druck auf die Politik machen. Die Politik muss vernünftige Voraussetzungen schaffen und die Rente mit 67 wieder rückgängig machen. Sie muss den Zuschuss für Altersteilzeit wieder gewähren, damit die Tarifvertragsparteien sinnvoll handeln können.
Brigitte Köhler: Wir haben bei Mahle einen Altersdurchschnitt von 47 Jahren. Viele Kolleginnen und Kollegen würden gerne Altersteilzeit in Anspruch nehmen. Aber wenn man die Rentenauskünfte ansieht, dann geht es gar nicht, früher auszuscheiden. Die meisten können es sich gar nicht leisten. Aber sie können auch nicht mehr - aus gesundheitlichen Gründen. Dann müssen sie notgedrungen die Rentenkürzung doch in Kauf nehmen. Wir sind ein kämpferischer Betrieb und werden uns für eine Altersteilzeit stark machen, die die Menschen mit Anstand und Würde in die Rente gehen lässt.

Wolfgang Betz: Im Montagebereich bei TRW haben wir einen Altersdurchschnitt von 49 Jahren und einen extrem hohen Frauenanteil. Bei uns sind zur Zeit 110 Kolleginnen und Kollegen in der Altersteilzeit. Damit ist die Quote weit überschritten. Für 2008/2009 ist schon vereinbart, weitere 20 bis 30 in die Alterteilzeit aufzunehmen. Aber viele können aus finanziellen Gründen zur Zeit gar nicht ausscheiden.
Thimo Schabel: Altersteilzeit ist nicht nur ein Thema für die Älteren. Jüngere müssen auch die Chance haben nachzurücken. Wie einer gesagt hat: Wenn oben nichts raus geht, kann unten nichts rein.

Wolfgang Betz: Eigentlich müssten die Unternehmen bzw. die Arbeitgeber gemeinsam mit uns für eine gute Altersteilzeit kämpfen.
Thimo Schabel: Genau. Sie beklagen den Facharbeitermangel, aber sie müssen auch selbst mehr für die Ausbildung tun.
Brigitte Köhler: Ich finde es wichtig noch zu sagen, dass die Arbeitgeber versuchen, den Beschäftigten die Finanzierung der neuen Altersteilzeit aufzubürden. Zum Beispiel über das Einbringen von Zeitkonten. Von der Tarifkommission nehme ich mit, dass wir das abwehren müssen. Der alte Fritz hat das Rentenalter auf 65 gesetzt, weil er wußte, die Leute sterben sowieso mit 58 Jahren!
Felicitas Nick: Also unser gemeinsame Fazit ist: Wir müssen jetzt etwas tun. Wir müssen in den Betrieben aufklären, in den Vertrauensleutesitzungen, auf den Betriebsversammlungen. Die neue Altersteilzeit geht alle etwas an, Alte und Junge. Alle müssen sich dafür stark machen, damit wir etwas erreichen. Wir haben in Baden-Württemberg in diesem Halbjahr die Chance, die neue Altersteilzeit zu erkämpfen. Dazu wollen wir in Schwäbisch Gmünd unseren Beitrag leisten.
Letzte Änderung: 22.02.2008