Für Arbeit und Ausbildung

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16.05.2009 Auf der Kundgebung in Schwäbisch Gmünd demonstrierte die IG Metall Verantwortung - und forderte Verantwortung ein. Ein Bericht von J. Ostowski, Ostalbpresse.

Eine Region steht auf

Schwäbisch Gmünd (jo) - Auch in Schwäbisch Gmünd demonstriert die IG Metall für Arbeit und Ausbildung. Knapp 500 Beschäftigte begleiten eine Kundgebung auf dem Gmünder Johannisplatz.

In achtzehn von 30 Betrieben, die in Gmünd von der IG Metall betreut werden, gebe es bereits Kurzarbeit, berichtete Peter Müller, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd, am Donnerstagnachmittag bei einer Kundgebung der IG Metall auf dem Gmünder Johannisplatz. Die Ausrede, dass der bürokratische Aufwand zu groß sei, ließ Müller nicht gelten.

In Gmünd gebe es deutliche Anzeichen dafür, dass auch hier mit schweren Maßnahmen des Personalabbaus zu rechnen sei, warnte auch Roland Hamm, erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd.

Es gebe drei Grundpositionen für die nichtgekannte Dimension der Krise, erläuterte er. An dem Ziel der Beschäftigungssicherung solle festgehalten werden. Dabei seien zuerst die Gesellschafter und Unternehmer gefordert, die 100 Prozent der Gewinne der letzten Jahre erhalten haben und erst danach könne man über Solidarbeiträge der Arbeitnehmer reden.

Weiterhin forderte er eine staatliche Begleitung, beispielsweise in Form einer gemeinsamen Weiterqualifizierung in den Betrieben in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, "anstatt Leute hinaus zu schmeißen", so Hamm. "Es ist Blödsinn, junge Leute auf die Straße zu setzen und ältere bis 67 Jahre arbeiten zu lassen. Wer 40 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt hat, soll auch mit 60 abschlagsfrei in die Rente gehen können," forderte er.

Auch IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann fand deutliche Worte. Das Hauptproblem seien dieses Mal nicht die Arbeitgeber, sondern die Banken und die Kapitalgesellschaften, die Druck ausübten.

Trotzdem müsse es deshalb nicht zu Entlassungen kommen. Es gebe genügend politische und tarifliche Mittel, um die Krise ohne Entlassungen zu überstehen. Hier solle sich niemand herausreden, so Hofmann weiter.

Viele Unternehmen hätten jahrelang exorbitante Gewinne eingefahren, aber bei den ersten roten Zahlen solle Personal entlassen werden.

Die IG Metall sei eine Solidargemeinschaft, die in dieser Krise Charakter zeige und für die Lebensinteressen der abhängig Beschäftigten handelt.

Viele Vorschläge der IG Metall seien bereits realisiert worden, so wie beispielsweise das Konjunkturprogramm II, die Verlängerung der Bezugsdauer für Kurzarbeit, die Abwrackprämie und das Investitionsprogramm für Bildung und Energieeffizienz.

Trotz der massiven Krise sei es bis heute gelungen, Entlassungen der Stammbelegschaften in der Metall- und Elektroindustrie weitgehend zu verhindern, so Hofmann. Aber dies reiche nicht aus. "Wir brauchen weiter politische Initiativen zur Konjunkturstützung. Wir brauchen konsequentes Handeln, um die Wurzeln dieser Krise zu beseitigen, und wir brauchen nicht zuletzt auch einen deutlichen Beitrag der Politik für mehr Gerechtigkeit in diesem Land," forderte Hofmann.

Die Krise mache deutlich, wie Führungskräfte, Manager und Unternehmern der Doktrin des schnellen Profits gefolgt seien. Vor lauter Schutzschirmen für Banken und Unternehmen sehe man die wahren Opfer der Krise, die Leiharbeiter und befristet Beschäftigten, nicht.

Innerhalb der letzten sechs Monate habe die Leiharbeitsbranche über 35 Prozent ihrer Beschäftigten abgebaut. Über 30.000 Kolleginnen und Kollegen seien in die Arbeitslosigkeit entlassen worden. "Und dies mit einem Arbeitslosengeld, das angesichts der niedrigen Löhne in dieser Branche die Betroffenen und ihre Familien in die Armut treibt," sagte Hofmann.

Die Spaltung der Beschäftigten durch Leiharbeit, Befristungen und Niedriglöhne müsse endlich aufhören. Gleiche Arbeit müsse auch gleich bezahlt werden. Die Politik müsse die Ursachen der Misere angehen. Deshalb seien alle auf der Kundgebung. Gerade jetzt sei Solidarität zwischen den Beschäftigten gefordert.

Die IG Metall lasse keinen an der Seite stehen, sondern zeige Verantwortung. Doch diese Verantwortung fordere sie auch von allen anderen Beteiligten ein.

Letzte Änderung: 16.05.2009