Schüle Druckguss
Besser mit Tarifvertrag
Bei den Beschäftigten der Firma Julius Schüle Druckguss in Schwäbisch Gmünd ist vieles in Bewegung geraten. Die Zahl der IG Metall-Mitglieder ist in den letzten Wochen um fast 30 Prozent angewachsen. Bei einer Mitgliederversammlung platzte der Saal im Gewerkschaftshaus aus allen Nähten.
Der Grund: Trotz guter Geschäftslage will die Firma Schüle weder die fälligen Tariferhöhungen zahlen noch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
Der Hintergrund: Viele Jahre lang konnten sich die Kolleginnen und Kollegen bei Schüle auf eine sogenannte "Gesamtzusage" verlassen. Darin sicherte die Geschäftsleitung allen Beschäftigten zu, die Tarifsteigerungen der Metallindustrie Baden-Württemberg zu übernehmen. Auch Weihnachtsgeld, zusätzliches Urlaubsgeld und die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall waren zugesagt wie in den Flächentarifverträgen.
Trotz der gültigen "Gesamtzusage" warteten die Beschäftigten im Mai 2009 vergeblich auf die ihnen zustehende Tariferhöhung von 2,1 Prozent. Die Firmenleitung wollte die Anhebung der Löhne, Gehälter und Auszubildendenvergütung auf Dezember 2009 verschieben. Der Betriebsrat lehnte dies ab. Die Beschäftigten warteten weiter. Sie warteten bis zum Dezember 2009. Weierhin vergeblich.
Gleichzeitig wollte die Geschäftsleitung die bis zum 31. Dezember 2009 geltende Betriebsvereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung weder verlängern noch neu verhandeln. Sie will sich den Weg zu betriebsbedingten Kündigungen offen halten.
Hat die Wirtschafts- und Finanzkrise Schüle so arg gebeutelt? Ist Schüle in Not geraten? Das jedoch ist nicht der Fall. Die Zahlen und betrieblichen Kennziffern sehen anders aus. Die Aufrageslage verlangt Mehrarbeit.
Auf einer Betriebsversammlung am 15. April haben die Beschäftigten, unterstützt von Peter Müller, 2. Bevollmächtiger der IG Metall in Schwäbisch Gmünd, ihre Forderungen konsequent und kampfbereit vorgetragen - mit Erfolg.
Die Tariferhöhung von 2,1 Prozent wird rückwirkend ab Dezember 2009 nachgezahlt. Außerdem beginnen am 5. Mai 2010 Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und Julius Schüle Druckguss. Das Ziel: Ein Anerkennungstarifvertrag statt der einseitigen Gesamtzusage.
Das wollen die IG Metall-Mitglieder bei Schüle durchsetzen. Am heutigen Samstag treffen sie sich mit Peter Müller, um weitere Schritte zu beraten. Diesmal ist dafür gesorgt, dass der Saal groß genug ist.
Letzte Änderung: 23.04.2010