Delegiertenversammlung der IG Metall

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22.02.2011 Die Delegiertenversammlung der IG Metall Schwäbisch Gmünd hat gestern eine Erklärung zur prekären Beschäftigungssituation in der Region verabschiedet.

SCHWÄBISCH GMÜND (oap) - Die Delegierten der IG Metall Schwäbisch Gmünd sind besorgt und verärgert über die Beschäftigungsentwicklung in den Betrieben.

"Der Aufschwung der Unternehmen führt nicht zu einer Zunahme an sicherer und fairer Beschäftigung," sagte Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwäbisch Gmünd, bei der Delegiertenversammlung im Augustinus Gemeindehaus am Montagnachmittag. Auch wenn der Aufschwung mittlerweile bei vielen Betrieben angekommen sei, so sei er noch nicht bei den Menschen angekommen, so Hamm weiter.

Viele Arbeitgeber würden nach der Krise an den "Fixkosten" auf Krisenniveau festhalten und mit massivem Druck höhere Leistungen und die Ausweitung der Arbeitszeit fordern. Statt Neueinstellungen würden oft Leiharbeiter geholt oder günstige Werkverträge abgeschlossen. Gerade bei Werkverträgen habe der Betriebsrat kein Mitspracherecht, weil diese Kosten nicht als Personalkosten, sondern als Sachkosten gelten würden.

Bei einer aktuellen Umfrage der IG Metall in mehr als 900 Betrieben in Baden-Württemberg stellte rund ein Viertel der befragten Betriebe eine Zunahme von Leiharbeit während der letzten drei Monate fest. Während 20 Prozent angaben, keine Leiharbeit im Haus zu haben, ist der Anteil der Leiharbeit in Betrieben mit Leiharbeit teilweise über 40 Prozent im Verhältnis zur Stammbelegschaft.

Noch dramatischer zeigt die Umfrage die Situation der Auszubildenden. Dreiviertel der Betriebe gaben an, ihre Auszubildenden überwiegend nur befristet zu übernehmen. "Wir brauchen euch Erwachsene," sagte Jugendsekretärin Cynthia Schneider. Nur mit der Hilfe der Betriebsräte und Vertrauensleute könnten die Auszubildenden auf eine unbefristete Übernahme hoffen, so Schneider. Anstatt eine nachhaltige Personalpolitik zu machen und die Fachkräfte von morgen einzustellen und "alternsgerechte" Arbeitsplätze zu schaffen, die die demographische Entwicklung berücksichtigen, würden die Betriebe nur kurzfristig reagieren, wetterte Hamm.

Ohne die Politik der IG Metall zur Standortsicherung in der Krise wäre die Situation wahrscheinlich anders ausgegangen. Damals hätten die Arbeitnehmer schmerzhafte Kompromisse für die Arbeitsplatzsicherung anstatt der kurz vor der Krise geforderten Lohnerhöhung hingenommen, und die Betriebe im Großraum Schwäbisch Gmünd seien deutlich stärker getroffen worden als die Betriebe im Altkreis Aalen.

Mittlerweile seien die Zeitkonten wieder gut gefüllt und in mehr als 34 Prozent der Betriebe würde Arbeit, die geleistet worden sei, einfach verfallen, obwohl tariflich vereinbart sei, dass geleistete Arbeit auch bezahlt werden müsste, so Hamm.

Besonders monierte die Delegiertenversammlung die Zunahme von Leiharbeit. "Leiharbeit wäre dann ein flexibles Instrument, wenn der Einsatz auf sechs bis acht Wochen beschränkt wäre, aber doch nicht drei oder fünf Jahre, in der die Arbeitnehmer hoffen, dass sie übernommen werden," schimpfte Hamm. Dieses Instrument habe nicht funktioniert und gehöre deshalb auf den "Scheiterhaufen der Geschichte".

Auch wenn es im Werk Lorch von Mahle keine Leiharbeit geben würde, seien die Begehrlichkeiten da, sagte Manfred Steidle, Betriebsratsvorsitzender vom Mahlewerk in Lorch. In Österreich gebe es das größte Filterwerk von Mahle mit etwa 1800 Beschäftigten. Dazu kämen noch etwa 40 Prozent Leiharbeiter. Da würde der Druck groß, so Steidle.

Unter dem Motto "Arbeit sicher und fair" veranstaltet die IG Metall am 24. Februar einen bundesweiten Aktionstag, der auf diese Missstände aufmerksam machen soll. Wo Mehrarbeit entstehe, müsse geprüft werden, ob alternativ mehr Menschen in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis einzustellen seien, lautet eine der Forderungen der Delegiertenversammlung. Zudem müsse auch für Leiharbeit der Grundsatz "gleiches Geld für gleiche Arbeit" der Tarifverträge gelten.

Neben der Aufforderung an die Betriebsräte, ihre Einflussmöglichkeiten der Mitwirkung und Mitbestimmung offensiv zu nutzen und sich auch stark für die Jugendlichen zu machen, die immer noch zu selten einen unbefristeten Arbeitsplatz nach der Ausbildung erhalten, forderte die Delegierten der IG Metall Schwäbisch Gmünd die örtlichen politischen Akteure auf, sich für die Einführung eines Mindestlohns stark zu machen, der zum Leben reicht, damit die "Lohndrückerei" eingeschränkt würde und Leiharbeit zu verbieten oder durch gesetzliche Regeln einzudämmen.

Text: Joachim Ostowski
Fotos: Peter Hageneder

Anhänge:

Delegiertenversammlung der IG Metall Schwäbisch Gmünd am 21. Februar 2011

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Gmünder Erklärung zur prekären Beschäftigungsentwicklung

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Letzte Änderung: 23.02.2011