Mai-Kundgebung in Schwäbisch Gmünd 2012
SCHWÄBISCH GMÜND (oap) - Mehr als 350 Menschen kommen bei schönstem Wetter zur Maikundgebung auf den Johannisplatz.
Kämpferisch und musikalisch stimmte der DGB-Chor "Haste Töne" mit dem "Arbeitszeit-Tango" auf die Themen ein.

"Für uns Gewerkschafter steht die Entwicklung in Europa an einem Scheideweg", sagte Peter Yay-Müller, Vorsitzender des DGB-Kreisverbands Ostalb. Dabei stehe Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern noch gut da, so Yay-Müller. Doch seit Beginn der Krise 2008 würden die Arbeitslosenzahlen immer neue Höhepunkte erreichen. Mit 16,5 Prozent sei die Arbeitslosenquote in Europa so hoch, wie schon seit 14 Jahren nicht mehr, sagte Yay-Müller. Der Blick auf andere Länder zeige den Sand im Getriebe, den wir jetzt schon spüren würden, so Yay-Müller. "Es geht darum, dass wir uns Sorgen machen sollten." Sorgen um die Arbeit, das Entgelt oder die Rente. "Der Markt, nicht der Mensch, ist zum Maßstab in Europa geworden", resümierte Yay-Müller.

Christa Schmidt, Personalratsvorsitzende des Stauferklinikums und Christa Klink, ehemalige Personalratsvorsitzende des Ostalbklinikums, machten das anhand einer gespielten TV Live-Übertragung aus dem fiktiven Krankenhaus "Gutlangen" deutlich. Obwohl der Patient Maier noch nicht wieder genesen sei, müsste er wieder nachhause gehen, meinte Christa Klink. Sein Bett würde für die vielen Neuaufnahmen gebraucht, so Klink. Für Neubauten sei zwar Geld da, aber nicht für mehr Personal, das immer mehr Arbeit mit immer mehr Effizienz machen müsste. Trotz des "großartigen" Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst, bleibe nicht mehr Geld im Geldbeutel, ergänzte Schmidt. Die öffentlichen Arbeitgeber würden furchtbar über ihre leeren Kassen und die drohende Neuverschuldung jammern und würden damit drohen, Stellen zu streichen, um alles bezahlen zu können, so Schmidt. Die Realität sei, dass Banken, gerettet würden und Krankenhäuser schließen müssten. Welches Krankenhaus schließen müsste, würden allein die Banken entscheiden, meinte Klink.

Überraschungsgast Brigitte Köhler, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Mahle in Lorch und Mitglied der Tarifkommissionen der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg, stimmte die Besucher auf einen Arbeitskampf ein. "Wir haben einen kräftigen Schluck aus der Pulle verdient", gab sich Köhler kämpferisch. Neben einer Lohnerhöhung von 6,5 Prozent fordert die IG Metall, dass Betriebsräte künftig darüber mitbestimmen, ob, wo, wie lange und unter welchen Bedingungen Leiharbeit eingesetzt wird. "Die meisten von euch haben Kinder, Verwandte, Freunde oder Bekannte, die bereits Erfahrung mit Leiharbeit gemacht haben und aus dieser Teufelsspirale nicht mehr herauskommen. Verliert man einmal seinen Arbeitsplatz, wird einem fast nichts mehr anderes angeboten als Leiharbeit", meinte Köhler. Ein weiterer Punkt der Tarifrunde ist die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung. 63 Prozent der jungen Leute würden nach Beendigung ihrer Ausbildung befristet weiter beschäftigt, sagte Köhler. Hier eine Zukunft zu planen falle schwer. Die bisherigen Verhandlungsrunden seien weitgehend ohne Ergebnis verlaufen, so Köhler. Bei der dritten Verhandlung im April habe der Arbeitgeberverband Südwestmetall sogar Gegenforderungen präsentiert, echauffierte sich Köhler. Drei Prozent für 14 Monate als Angebot sei eine Mogelpackung. Real bedeute dies 2,6 Prozent für das Jahr 2012. "Die Teuerungsraten der Lebenshaltungskosten sind höher", so Köhler. Zusätzlich verlange Südwestmetall längere Arbeitszeiten und die Ausweitung von befristeten Verträgen von 24 auf 36 Monate. Das sei angesichts goldener Bilanzen eine Provokation aller Beschäftigten, meinte Köhler. Durch Warnstreiks, Frühschlussaktionen oder Kundgebungen vor den Toren der Unternehmen sollen in den nächsten Tagen deutliche Zeichen gesetzt werden. Falls die Arbeitgeber bis Mai nicht einlenken würden, drohe nach Pfingsten ein Arbeitskampf, sagte Köhler und erntete großen Beifall.
Fotos und Text: ostalbpresse
Letzte Änderung: 01.05.2012