Über tausend Mal Solidarität
Über tausend Menschen kamen heute zwischen 10.30 und 12.30 Uhr trotz teils heftigem Regen zu einer Kundgebung der IG Metall auf den Marktplatz in Schwäbisch Gmünd. Sie protestierten gegen den geplanten Abbau von bis zu 1.600 Arbeitsplätzen bei Bosch Automotive Steering und zeigten sich solidarisch mit der Belegschaft und ihrer Interessenvertretung.
Eine so große gewerkschaftliche Veranstaltung hat die Stadt seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Das gemeinsame Einstehen für Arbeitsplätze und Einkommensbedingungen beim größten Arbeitgeber Schwäbisch Gmünds, der Bosch Automotive Steering mit 5.500 Beschäftigten, hatte nicht nur Belegschaftsangehörige zusammengebracht. Roland Hamm, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Aalen und Schwäbisch Gmünd, konnte unter anderem Vertreter der SPD und der Partei "Die Linke" begrüßen, der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, die Katholische Arbeitnehmerbewegung, Gewerkschafter aus Heidenheim, aus Aalen und Göppingen sowie die IG Metall-Jugend. Ebenso waren Kolleginnen und Kollegen von Triumph Heubach und Aalen, von Bosch in Bietigheim, von Zeiss, Leicht Küchen, ZF TRW, Mahle, Andritz Ritz, voestalpine, Schüle und aus anderen Betrieben zu der Kundgebung auf den Marktplatz gekommen. "Im Ostalbkreis zeigt das Beispiel Zeiss", sagte Hamm, "wie ein Unternehmen Veränderungsprozesse erfolgreich bewältigen kann, ohne dass Beschäftigte auf die Straße fliegen. Wir sagen: Veränderungsprozesse ja, aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten."
Wie stark das Vertrauen in den Arbeitgeber Bosch bei den Beschäftigten nach den Ankündigungen von Stellenabbau und Kosteneinsparungen gelitten hat, machten die Redner deutlich. Betriebsratsvorsitzender Harald Brenner erinnerte an die sozialen Ideale des Gründers Robert Bosch und die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmens. Er warf dem Management Gewinnmaximierung auf Kosten der Gmünder Belegschaft vor. Der Betriebsrat befürchtet, dass weit mehr als die bisher genannten 760 Stellen von der Stammbelegschaft plus 220 befristet und in Leiharbeit Beschäftigten wegfallen werden: "Unsere Arbeitgeber haben uns nämlich bis heute nicht ganz offen gesagt, dass diese Zahlen für den geplanten Stellenabbau nur dann Gültigkeit haben, wenn weiterhin fünf Millionen Lenkungen pro Jahr in Schwäbisch Gmünd gefertigt werden." Bei den Gesprächen in dieser Woche habe die Werkleitung angedeutet, dass weitere 600 Arbeitsplätze auf dem Spiel stünden. "Wir wehren uns gegen den geplanten Arbeitsplatzabbau und kämpfen für eine sichere Zukunft hier am Standort Schwäbisch Gmünd", sagte Brenner. "Wir werden euch zeigen, was Arbeitnehmersolidarität kann."
Auch Hüseyin Ekinci als Sprecher der IG Metall-Vertrauensleute forderte von Bosch Respekt vor den Arbeitenden und geißelte den Angriff des Managements auf die Tarifverträge. "Es kann doch wirklich nicht sein, dass die Verantwortlichen von Bosch AS den Umsatz in den nächsten Jahren auf bis zu 6 Milliarden Euro steigern wollen, aber gleichzeitig Sparmaßnahmen in die Wege leiten wollen, die den Lebensstandard der Beschäftigten stark beeinträchtigen. Sie wollen unsere Lohnerhöhungen abzapfen, unsere Mehrarbeitszuschläge weghaben, kein Weihnachtsgeld mehr zahlen. An unser Urlaubsgeld wollen sie auch noch ran. Sie möchten keine Erfolgsbeteiligung mehr bezahlen, sie wollen die bezahlten Nachtschichtpausen abschaffen und sie wollen die 30 Urlaubstage reduzieren." Das werde die Belegschaft nicht akzeptieren. Sie werde sich gegen die Spar- und Abbaupläne wehren.
Oberbürgermeister Richard Arnold war vom Parteitag der Grünen, die er im Stadtgarten begrüßt hatte, zu der Veranstaltung gekommen und überbrachte die Grüße des Ministerpräsidenten Kretschmann. Arnold sagte der Belegschaft und dem Betriebsrat seine Unterstützung zu und forderte von Bosch am Standort Gmünd klare Aussagen und Transparenz über seine Pläne gegenüber der Interessenvertretung.
Links:
Mehr Bilder von der Solidaritäts-Kundgebung
Schwäbische.de: Bosch-Mitarbeiter protestieren gegen Stellenabbau
Remszeitung: Bosch AS-Kundgebung der IG Metall am Samstag
Letzte Änderung: 21.11.2016