Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung

Vorschaubild

07.12.2020 An der Beschäftigtenbefragung der IG Metall haben sich bundesweit über 250.000 Menschen - in Baden-Württemberg mehr als 50.000 Menschen - beteiligt.

Die Ergebnisse geben Orientierung in schweren Zeiten - und Rückenwind für unsere Arbeit.

Corona hat die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit verursacht und wirkt als Brandbeschleuniger für unsere Branchen, die ohnehin in einem tiefgreifenden Strukturwandel stecken.

Daher haben wir uns gefragt: Wie ist es unseren Kolleginnen und Kollegen ergangen - in Kurzarbeit und Homeoffice, mit den besonderen Arbeitsbedingungen und Lebensumständen in der Pandemie? Wie steht es um Lage und Stimmung in den Betrieben?

Nun liegen die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung vor.

Gemeinsam aus der Krise

Die Corona-Krise greift tief in die Lebens- und Arbeitsbereiche der Beschäftigten ein.

Die Maßnahmen zur Bekämpfung von Pandemie und Wirtschaftskrise werden unter den Beschäftigten begrüßt und greifen weitgehend. Allerdings sind gleichzeitig die wirtschaftlichen Folgen der Krise nicht absehbar und die Verunsicherung unter den Beschäftigten groß.

Der Auftrag an die IG Metall ist klar: Es sind weitere Anstrengungen auf betrieblicher, tariflicher und politscher Ebene notwendig, um die Transformation sozial, ökologisch und demokratisch zu gestalten.

Zentrale Erkenntnisse

  • Die Kriseninstrumente greifen (insbesondere Kurzarbeit) und die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung (Arbeits- und Gesundheitsschutz, mehr Homeoffice) werden trotz der damit verbundenen Einschränkungenbefürwortet.
  • Die Beschäftigten sind sehr zufrieden mit dem Engagement von Betriebsräten und IG Metall.
  • Aber: Die Verunsicherung in den Belegschaften ist hoch. Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust reicht bis tief in die Kernbelegschaften großer Betriebe.
  • Und: Die Beschäftigten beklagen die schlechte Informationspolitik und fehlende Strategien der Arbeitgeber.

Kurzarbeit als Kriseninstrument

  • Über alle Branchen hinweg war der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit hoch.
  • Die Kurzarbeit ist das entscheidende Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Krise. Umso wichtiger war die Verlängerung der Regelungen zum KUG über das Jahresende hinaus.
  • Die Beschäftigten erkennen das an: 94 Prozent geben an, froh darüber zu sein, dass durch Kurzarbeit ihr Arbeitsplatz auch in der Krise erhalten bleibt.

Arbeiten im Homeoffice

  • Die große Mehrheit der Beschäftigten, die im Homeoffice war, gibt an, gute Arbeitsbedingungen gehabt zu haben (u.a. ausreichende Internetverbindung).
  • Die Möglichkeit des Homeoffice wird von vielen Befragten geschätzt. Gleichzeitig bleibt das Homeoffice eine regulative Herausforderung:
  • Arbeit zu Hause muss gesund sein und gut geregelt werden.
  • Beschäftigte im Homeoffice zu erreichen, bleibt für die IG Metall eine organisationspolitische Herausforderung.

Wie es Familien ergangen ist

  • Eltern standen in der Corona-Krise vor der Herausforderung, Erwerbs- und Sorgearbeit zu vereinbaren. Betreuungseinrichtungen wie Kitas und Schulen waren über Wochen geschlossen.
  • Die staatliche Unterstützung für Eltern war indes mangelhaft: Viele Eltern fühlten sich alleingelassen. Lange war unklar, ob Lohnersatzleistungen greifen würden, wenn Eltern aus Betreuungsgründen nicht arbeiten konnten.
  • Die Zahlen der Beschäftigtenbefragung spiegeln das wider: Die Belastung für Eltern während der Kita- und Schulschließungen war enorm.

Zur Lage der Betriebe

  • Die Corona-Krise ist auch eine globale Wirtschaftskrise: Wertschöpfungsketten waren lange unterbrochen, die Nachfrage sackte ab, die Unsicherheit hält vielerorts weiter an.
  • Die Krise verschärft die Herausforderungen der Transformation: Gelder für notwendige Investitionen fehlen, oft ist unklar, ob die Produktionsniveaus von vor der Krise wieder erreicht werden können, vielerorts wird Beschäftigung abgebaut.
  • Und: Vielen Betriebe fehlt eine Strategie für die Bewältigung der strukturellen Herausforderungen.

Zukunftsängste der Beschäftigten

  • Die Zahlen zeigen: Die Verunsicherung reicht bis tief in die Stammbelegschaften.
  • Schlechte Informationspolitik und Arbeitsplatzabbau tragen zu der großen Verunsicherung bei.
  • Die Arbeitgeber setzen die Zukunft der Beschäftigten und des Industriestandorts Deutschland aufs Spiel. Viel zu oft verfügen sie über keine ausreichenden Strategien, um ihre Betriebe fit für den Strukturwandel zu machen.
  • Gleichzeitig zeigen die folgenden Zahlen: Die Beschäftigten sind bereit, für eine soziale, ökologische und demokratische Transformation zu kämpfen.

Rahmendaten

  • Über 250.000 Beschäftigte in über 6.700 Betrieben haben sich an der Beschäftigtenbefragung beteiligt.
  • Auch Nichtmitglieder haben sich im hohen Maße beteiligt, sie machen 24 Prozent der Rückmeldungen aus.
  • Die hohe Beteiligung gibt uns Rückenwind: Für die anstehenden Tarifrunden, betriebliche Konflikte und unsere Forderungen an die Politik.

Erläuterungen und Hinweise

  • Beteiligung Bezirk Baden-Württemberg: 53.604 Beschäftigte
  • Beteiligung bundesweit: etwa 250.000 Beschäftigte
  • Die Auswertung wurde automatisch erstellt. Sie enthält eine Übersicht über die Verteilung der Antworten auf ausgewählte Fragen der Beschäftigtenbefragung 2020.
  • Dargestellt sind jeweils die Ergebnisse im Vergleich zu den Ergebnissen im Bundesdurchschnitt. Zu den bundesweiten Ergebnissen sind jeweils einige Anmerkungen zur Interpretation ergänzt.
  • Größere Unterschiede zwischen den spezifischen und den bundesweiten Ergebnissen können verschiedene Ursachen haben: Dazu gehören zum Beispiel betriebliche regionalen Besonderheiten wie besonders hohe/niedrige Arbeitslosigkeit, ländlicher Raum, Industrieregion usw.

Letzte Änderung: 07.12.2020